Sandarium - Wir bauen einen „Wildbienen-Sandkasten“
Viele Wildbienenarten nisten nicht in Mauern, Felsspalten oder hohlen Pflanzenstängeln, sondern im Boden. Für diese Arten ist ein „Insektenhotel“ nicht hilfreich, sie brauchen eine andere Nisthilfe: ein Sandarium. Melanie Schellack stellt ihre Erfahrungen im Bau einer solchen Nisthilfe vor.
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Normalerweise freuen sich Gärtner nicht, wenn irgendjemand Löcher in die Blätter schneidet. Aber als ich die verräterischen Spuren zum ersten Mal gesehen habe, war ich außer mir vor Freude. Das war das sichtbare Zeichen dafür, dass wir Blattschneide-Bienen als Mitbewohner in unserem Garten haben.
Einfacher zu entdecken sind Wollbienen – die „Rambos“ unter den Bienen. Diese pummeligen Wildbienen sitzen bevorzugt auf Pflanzen mit „haarigen“ Blättern, in unserem Garten am liebsten auf dem Wollziest. Herr Wollbiene ist sehr eifersüchtig und verteidigt jede „seiner“ Blüten gegen alle, die es wagen, in seine Richtung zu fliegen. Ich könnte ihm dabei stundenlang zusehen!
Wildbienenparasiten
Und selbst wenn Ihr keine Spuren entdeckt, es gibt einige Insekten, die nur auftauchen, wenn Wildbienen in der Nähe sind: zum Beispiel der Wollschweber. Die verschiedenen Wollschweber-Arten leben parasitär, sie legen ihre Eier in den Eingängen der Nistplätze ihrer Wirtsinsekten ab. Zu den befallenen Insekten zählen auch einige Wildbienenarten, unter anderem Mauerbienen. Die Larven des Wollschwebers ernähren sich dann während ihrer Entwicklung von den Larven der Bienen.
Schon gewusst?
75 Prozent unserer Wildbienen legen ihre Eier bevorzugt in den Boden. Die überall angebotenen Bienenhotels werden leider von ihnen nicht genutzt und deshalb sind viele dieser im Boden nistenden Arten stark bedroht. Wie Ihr helfen könnt? Beispielsweise mit dem Anlegen eines so genannten Sandariums!
So geht‘s: An einer sonnigen Stelle im Garten eine ca. 30cm tiefe Mulde ausheben und diese mit grobem Sand auffüllen. Wichtig ist, dass Sand nicht in sich zusammenfällt, deshalb ist gewaschener, neuer Spielsand ungeeignet. Genutzter und bespielter Sand ist perfekt. Einfach mal den Nachbarn mit Kindern fragen. Die meisten Sandkästen bekommen von Zeit zu Zeit eine neue Füllung. Wenn im eigenen Garten schon ein alter Sandkasten existiert und die Kinder nicht mehr darin spielen: Einfach so lassen und abwarten was passiert!
Wir haben insgesamt zwei dieser Sandarien. Das erste befindet sich an unserem Kräutergarten. Die Stelle wurde ausgekoffert und mit Bausand gefüllt. Leider haben wir mehrere Katzen in der Anlage, deshalb habe ich habe dort zum Schutz einen Vogelkäfig aufgestellt. Eidechsen mögen nämlich auch solche Stellen und so haben sie alle einen katzensicheren Schutzraum.
Und dann gibt es noch unsere Weinecke. Hier tummelten sich im Frühjahr schon etliche Wildbienen, die wir allerdings etwas vergrault haben, weil wir die Fläche als Lagerplatz nutzen mussten. Der Boden dort ist sandig, aber fest genug für Röhren.Ob die Stabilität des Bodens ausreicht, kann man mit einem Stock testen: In die Erde stecken, rausziehen und wenn es nicht zusammenfällt, ist es perfekt! Wir benötigen die Fläche weder zum Sitzen noch für Gemüse und Rasen kommt nicht in Frage, also stellen wir sie den Bienen zur Verfügung. Bis auf ein paar mediterrane Pflanzen wird es dort nur „nackten“ Boden geben und wir hoffen natürlich, dass die Wildbienen bald wieder zahlreich erscheinen.
Unser Garten ist dem Hortusnetzwerk angeschlossen und dort bekommt man nicht nur jederzeit kompetente Tipps, man hilft sich auch gegenseitig und der Hortus noctuarum – ein mehrfach für seine Naturmodule und Insektenfreundlichkeit ausgezeichneter Schrebergarten- aus Mönchengladbach hat mir freundlicherweise Fotos von einem hortusmäßig, gestalteten Sandarium zur Verfügung gestellt.
Sandarium ohne Garten?
Wenn ihr einen Balkon habt, könnt ihr auch mitmachen. Jeder „Sandkasten“ zählt. Auf dem Balkon findet sich vielleicht eine schöne Ecke in der Ihr einen Kasten, eine Kartoffelkiste, eine tiefere Schublade, einen größeren Tontopf oder ähnliches aufstellen könnt. Wichtig ist, dass der Standort regengeschützt ist und im Sommer nicht zu heiß wird. Achtung: Einige Vögel betrachten diese Unterkünfte als Snackbar. Es kann also nötig sein, die schnabelsicher zu machen.
Manchmal dauert es etwas, bis die ersten Kinderstuben eröffnet werden und genauso wichtig wie die Unterkunft ist natürlich auch die Nahrung. Wenn ihr zeitgleich das Nektarangebot erhöht, dann stehen Eure Chancen sehr gut, dass die ein oder andere Wildbiene das Angebot gerne annimmt. Wildbienen sind teilweise Nahrungsspezialisten und benötigen bestimmte Blüten in ihrem Umfeld. Falls Ihr nicht genau wisst, welche Pflanzen ihr noch im Garten ansiedeln könnten, dann lest Euch doch mal ein: Der „Wildbienenfinder“ hilft weiter!
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