Wildbiene des Jahres: die Frühlings-Seidenbiene
Die Frühlings-Seidenbiene ist die „Wildbiene des Jahres“ 2023. Mit einer Körpergröße von 11-14 mm ist sie die größte der 14 in Deutschland vorkommenden Seidenbienen-Arten. Im Wildbienen-Jahr ist sie außerdem eine der ersten: Bereits im März fällt sie häufig durch ihr Schwärmverhalten am Nistplatz auf.
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Besonders beliebt bei der Frühlings-Seidenbiene sind Weidenkätzchen. Lange galt die Art sogar als spezialisiert auf Weiden. Inzwischen ist aber bekannt, dass auch anderer Pollen beispielsweise von Obstbäumen gerne genommen wird.
Die Wildbiene des Jahres ist eine ausgesprochene Pionier-Art. Sie ist in der Lage, neu entstehende Lebensräume zu besiedeln, häufig auf sandigen Böden. Ursprünglich sicher eine Bewohnerin der Flussauen mit ihren Uferwäldern und -gebüschen, kommt sie regelmäßig in flussnahen Sand- und Kiesgruben und auch im Siedlungsraum vor.
Die Nester werden auf ebenen oder schwach geneigten Flächen angelegt, häufig in Hochwasserdämmen, mageren Wiesen auch in Sandkästen von Spielplätzen. Die Art bildet oft große Nestaggregationen (Kolonien), die wegen des regen Flugbetriebs kaum zu übersehen sind. Pro Nest wurden bis zu sechs Brutkammern am Ende von Gängen gefunden, die bis zu 50 cm in das Erdreich führen.
Auf nicht oder nur schütter bewachsenen Bodenstellen, bevorzugt in sandigem Substrat, können Frühlings-Seidenbienen große Kolonien bilden, in denen mehrere hundert Weibchen ihre Nester anlegen. Das erweckt den Eindruck, als handele es sich um einen Staat aus vielen Arbeitsbienen wie bei der Honigbiene. Doch die Frühlings-Seidenbiene ist eine Solitärbiene, d. h. jedes Weibchen versorgt das eigene Nest unabhängig von der oft sehr zahlreichen Nachbarschaft. Die hohe Zahl an Tieren rührt wohl daher, dass es vielerorts an geeigneten Nistplätzen fehlt und das Angebot optimal genutzt wird. Das Versorgen der Brutzellen mit Pollen dauert etwa sechs Wochen, dann sterben die Weibchen. Im Mai scheinen die Niststätten daher verwaist“ zu sein. Im Boden entwickeln sich die Larven zur neuen Seidenbienen-Generation, die früh im kommenden Jahr ausfliegt.
An den Nistplätzen der Frühlings-Seidenbiene ist ab etwa Mitte April regelmäßig eine sehr auffällige Kuckucksbiene mit blutrotem Hinterleib anzutreffen. Die Färbung und die Größe von 11 bis 23 mm kennzeichnen die Riesen-Blutbiene (Sphecodes albilabris) eindeutig. Deren Weibchen schmuggeln ihre Eier in die Nester der Frühlings-Seidenbiene. Die Larven von Sphecodes albilabris ernähren sich vom eingetragenen Pollenvorrat der Seidenbienen.
Der Frühlings-Seidenbiene fehlt es durch das im Allgemeinen noch gute Pollenangebot verschiedener Gehölze nicht an Nahrung. Durch das regelmäßige Vorkommen im Siedlungsraum kommt jedoch es immer wieder zu Begegnungen dieser Tiere mit dem Menschen: Während der Blütenbesuch etwa an der Weidenblüte kaum zur Kenntnis genommen wird, sorgt das Nistverhalten immer wieder für Aufregung, denn regelmäßig siedeln sie sich in Sandkästen an. ABER: Die dicht über dem Sand fliegenden Seidenbienen sind keine Gefahr für die Kinder. Zwar besitzen die Weibchen einen sehr schwachen Stachel, diesen setzen sie aber nur in äußerster Gefahr, etwa, wenn sie in der Hand gequetscht werden. Ein solcher – sehr seltener – Stich ist harmlos, allergische Reaktionen sind nicht bekannt.
Die Weibchen fliegen gezielt ihre Nester an und bringen den Pollen rasch in die Brutkammern. Am besten wird der am intensivsten angeflogene Bereich vorübergehend abgesperrt, um die Brut der geschützten Seidenbienen zu erhalten. Nach etwa sechs Wochen ist die Flugzeit vorüber, die Nester sind versorgt und verschlossen, alle adulten Seidenbienen sind gestorben. Der Sandkasten gehört nun wieder ganz den Kindern.
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