Dos and Don’ts
Nisthilfen für Wildbienen zu bauen ist wirklich nicht schwer – und doch sind die meisten käuflichen und viele selbst gebaute Insektenhotels ungeeignet. Mit ungeeigneten Materialien oder falschem Vorgehen beim Bauen kann es passieren, dass die Bienen die Nisthilfen gar nicht annehmen oder gar Schaden nehmen. Wir machen es besser.
Die 12 Dos and Don’ts beim Bauen, Kaufen und Anbringen einer Nisthilfe
Richtiges Holz
Holzblöcke, die Siemit Bohrlöchern versehen, müssen gut getrocknet sein. Warum? Noch feuchtes Holz bekommt beim Trocknen leicht Risse, durch die Parasiten und Pilze in die Brutgänge eindringen können. Wildbienen nehmen daher Gänge mit Riss gar nicht an. Entstehen die Risse, wenn schon Bienenbrut in den Gängen ist, stirbt die Brut. Holz von Nadelbäumen ist ungeeignet. Warum? Es ist nicht nur zu rissig, sondern auch zu grobfaserig, sodass abstehende Holzfasern in den Brutgängen die zarten Flügel der Bienen verletzen könnten.
Bauanleitung "Holz mit Bohrlöchern"
Löcher richtig bohren
Bohre Löcher für Brutröhren NICHT ins Stirnholz, also nicht da, wo man die Jahresringe des Baumstamms sehen kann. Auch wenn man das leider überall so sieht. Warum? Bei dieser (falschen) Bohrrichtung würden feinste Hohlräume (Kapillaren) im Holz durchtrennt. Dadurch kann Feuchtigkeit viel leichter eindringen und das Holz quillt auf. Die Folge ist: Es bekommt besonders viele Risse. Daher immer ins Längsholz bohren, also von der Seite her, an der früher die Rinde war.
Gebohrte Löcher im Holz dürfen kein Bohrmehl mehr enthalten, dieses also immer gut herausklopfen. Die Innenwände und Eingänge der Löcher müssen völlig glatt sein. Warum? Die hineinschlüpfenden Bienen können sich sonst am rauen Holz verletzen. Falls Sie die Bohrlöcher nicht mit einem ganz neuen und scharfkantigen Bohrer gebohrt haben, glätten Sie sie mit feinen Rundfeilen oder zusammengerolltem Sandpapier.
Bauanleitung „Holz mit Bohrlöchern"
Röhren innen immer dunkel
Ob gebohrte Löcher im Holz, ob Bambusröhrchen oder Hohlräume in Ziegeln, wenn die Löcher als Niströhren dienen sollen, müssen ihre Enden geschlossen und damit dunkel sein. Röhren mit „Licht am Ende des Tunnels“ werden von Wildbienen nicht angenommen. Es ist daher wichtig, dass Sie Bambushalme richtig abschneiden, Holz nicht vollständig durchbohren, Schilfhalme in einen dunklen Behälter stecken und die Hohlräume von Strangfalzziegeln hinten verstopfen.
Bauanleitung ="Strangfalzziegel"
Steilwand nicht zu hart
Für eine künstliche Steilwand sind weder Töpferton noch „fetter“ Lehm (also Lehm ohne Beimengung von Sand) geeignet. Beide Materialien werden beim Trocknen viel zu hart. Damit die Bienen noch Gänge hineingraben können, muss das Substrat so beschaffen sein, dass Sie es mit dem Fingernagel abschaben können.
Bauanleitung "Künstliche Lösswand"
Markhaltige Pflanzenstängel immer senkrecht anbieten
Anders als bei Bambusröhrchen und Schilfhalmen sollten Sie markhaltige Pflanzenstängel nicht bündeln und den Wildbienen auch nicht waagerecht anbieten, zum Beispiel in einem Insektenhotel. Arten, die ihre Niströhren ins Mark von Pflanzenstängeln nagen, suchen im Gelände nach senkrecht und einzeln stehenden Stängeln. Und: Obwohl Holunderzweige auch Mark enthalten, werden sie nur selten von Wildbienen angenommen.Wie es geht und welche Pflanzenstängel sich gut eignen, finden Sie hier
Baunanleitung "Markhaltige Pflanzenstängel"
Lochziegel nur mit Füllung
Lochziegel (Hohlziegel), wie sie gewöhnlich für den Hausbau verwendet werden, eignen sich ohne Füllung mit Bambus- oder Schilfröhrchen nicht als Nisthilfen für die Hohlraum-Bewohner unter den Wildbienen. Ihre Löcher sind viel zu weit. Ohne Rückwand sind sie außerdem viel zu hell für die Bienen.
Gasbeton ist zu rau
Bausteine aus Gasbeton sind zwar weich genug, dass man mit der Bohrmaschine Löcher hineinbohren kann. Aber das Material ist viel zu rau. Die hineinschlüpfenden Bienen würden sich ihre empfindlichen Flügel daran verletzen.
Acrylglas-Röhrchen = Schimmelgefahr
Manche käufliche Beobachtungs-Nisthilfen für Wildbienen enthalten Röhrchen aus Acrylglas als Brutröhren. Tatsächlich kann man in Aktivitäten der Bienen in den durchsichtigen Röhrchen gut beobachten. ABER (!) weil Acrylglas völlig undurchlässig ist für Wasserdampf, verpilzt das Larvenfutter darin rasch. Die Folge: Die Bienenbrut stirbt ab. Besser: Die Niströhrchen selber bauen aus Holz mit einem Sichtfenster.
Bauanleitung "Villa mit Einblick"
Ein sonniger Ort für die Nisthilfe …
Kleine Nisthilfen ebenso wie komplexere Insektenhotels niemals an der Nordwand eines Gebäudes oder sonstwo im tiefen Schatten anbringen. Wo der Sonnenschein fehlt, ist es nicht nur oft zu kühl, sondern vor allem zu feucht. Feuchtigkeit ist ein großer natürlicher Feind der Wildbienen. Der als Larvenfutter in die Niströhren eingetragene Pollen verpilzt nämlich bei höherer Luftfeuchtigkeit sehr leicht, die Bienenbrut stirbt dann ab. Nisthilfen daher an Stellen anbringen, wo mindestens für ein paar Stunden am Tag die Sonne hinscheinen kann. Tipps für gute Plätze finden Sie hier "Wo ist der richtige Standort?"
… mit Windschutz
IhreNisthilfen sollten nicht an einer zugigen Stelle oder auf einer besonders windexponierten Erhöhung stehen. Der Wind kühlt sie aus, treibt womöglich Regen schräg gegen die Öffnungen, und die leichten Bienen können bei Wind nicht gut anfliegen.
Augen auf beim Nisthilfenkauf
Vielfach werden im Handel fertige Insektenhotels zum Kauf angeboten, die nicht die erforderlichen Kriterien erfüllen. Bei manchen sind die Niströhrchen zu weit, zu kurz oder am hinteren Ende offen, andere sind zum Beispiel aus luftundurchlässigem Plastik (Schimmelgefahr!) oder aus ungeeignetem Holz (abstehende harte Fasern). Prüfen Sie angebotene Nisthilfen daher vor dem Kauf gut!
Nisthilfen lange genug in Ruhe lassen
Ihre Nisthilfen müssen mindestens bis zum nächsten Frühjahr stehen bleiben, damit die darin vorhandene Brut Zeit hat zu schlüpfen. Auch alte markhaltige Pflanzenstängel nicht im Herbst abschneiden. Sie würden die noch darin befindliche Bienenbrut mit entsorgen.